Löwenzahn ruht unsaft

Streit um Unkraut und " Entente Florale" beschäftigt jetzt das Amtsgericht



Innenstadt* Eine kleine Sommergeschichte, mitten im Winter: Edith Schwarz kann sich noch gut an die Blütenpracht im August erinnern. Damals war die Entente - Florale - Jury in Potsdam. Schwarz´ Laden für aromatische Düfte in der Mittelstraße bekam jedoch anderen offiziellen Besuch. " Ein paar tage vor dem Entente-Flora-Termin hing an meiner Tür ein Pamphlet vom Ordnungsamt", sagte Schwarz. "Darin wurde ich rüde aufgefordert, vor meinem Laden das Unkraut zwischen den Steinen zu entfernen." Einige ähnliche Zettel will auch Jirka Witschak bemerkt haben. " Es gab eine Frist von Zwei Tagen und es wurden horrende Strafen angedroht", erinnert sich der Betreiber der Kneipe " La Leander": " Das war wie zu Honeckers Zeiten. Die Mittelstraße sollte für die ´Entente-Florale-Jury´ richtig rausgeputzt werden." Dass sie im betreffenden Zeitraum amtlichen Besuch bekamen, bestätigten auf MAZ-Nachfrage weitere Geschäftsinhaber der Mittelstraße. Thomas Abraham vom gleichnamigen Einrichtungsgeschäft fand die Aufforderung zur Unkraut Vernichtung " eine Frechheit": " Es sah bei mir wirklich nicht schlimm aus", sagt Abraham. Trotzdem sei eine Kontroll besuch nur zwei tage später erfolgt. Man rückte also dem Wildwuchs zu Leibe. Auch Edith Schwarz will vor ihrer Tür drei Löwenzahn und einen Hirtentäschel den Garaus gemacht haben. " Irgendwie taten mir die Pflanzen schon leid ", sagt die Aroma Therapeutin. Sie bastelte ein kleines Holzkreuz für die niedergemähten Löwenzähne und stellte es am Tatort auf. Die Nachbarn kamen vorbei und entzündeten Grablichter. Man stieß mit Prosecco an. Später habe sie dann ein Verwarn Geld über 25 Euro vom Ordnungsamt erhalten - wegen Unkrauts auf dem Gehsteig, erinnert sich Schwartz: " Ich hielt das für eine Retourkutsche wegen des Holzkreuzes." Also habe sie Einspruch eingelegt und nicht gezahlt. Nur, dass genau diese beiden Möglichkeiten, bei einem Verwarn Geld nicht drin sind. Weil sie die 25 Euro nicht zahlte, bekam sie bald darauf einen Bußgeldbescheid über rund 45 Euro, Und und da sie bei ihrem Widerspruch blieb, landete der Fall automatisch vor dem Kadi. Seit kurzem befasst das Amtsgericht Potsdam mit dem Löwenzahn. " Ein normales und ordnungsgemäßes Verfahren" sei dem Verwarn Geld damals Vor raus gegangen, sagt Rathaus Sprecherin Rita Haack. Über den exakten Zeitpunkt und den Grund dürfe das Ordnungsamt aus Datenschutzgründen nicht sagen. Nur so viel: Die Kontrollen des Amtes seien nicht an bestimmte Ereignisse gebunden. " Folglich gibt es auch keinen Zusammenhang zwischen den üblichen Kontrollen in einzelnen Stadtteilen und den Aktivitäten im Zuge der Bewerbung zum Wettbewerb ´Entente Florale´, heißt es blumig im Fax.